Der Yerba-Kreis der Freundschaft

Autor: Luna Bachelor in Naturwissenschaften mit Erfahrung im Bereich psychoaktive und medizinische Pflanzen. Autorin von Inhalten, Forscherin und Anthropologie-Enthusiastin.

Eines der (vielen) Dinge, die ich an Brasilien am meisten vermisse, sind die unendlichen Nachmittage auf den Straßen um einen großen Wassereimer, und einen Freundeskreis, der Musik spielt und ein Tereré teilt.

Fast jeden Tag, gegen 18 Uhr, wenn die Sonne am Horizont zu verschwinden beginnt und die Hitze des Tages nachlässt, brachten ich und meine Gruppe von Freunden unsere Stühle auf die Straße, arrangierten unseren Yerba Mate und setzten uns um einen Eimer Wasser, bis die Nacht kommen würde und die kühle Brise uns langsam wieder hineinschicken würde.

Das Teilen eines Tereré, das Wort, das verwendet wird, um das mit Yerba Mate hergestellte kalte Getränk zu beschreiben, ist eines der Dinge, die jeder brasilianischen Kleinstadt im unteren und mittleren Teil des Landes innewohnt. Gleiches gilt für diejenigen in Paraguay, Uruguay, Argentinien und einigen Teilen Boliviens, wo der Einfluss von Tupi-Guarani einen großen Eindruck hinterlassen hat. Yerba Mate ist eines dieser Kräuter, die es anscheinend schon immer gegeben hat. Mit seinem ersten europäischen Bericht von spanischen Missionaren im 16. Jahrhundert ist bekannt, dass Yerba Mate ein bekanntes Kraut für die Millionen von Menschen war, die bereits vor der europäischen Invasion in den südamerikanischen Ländern lebten.

Die Yerba Mate Legende

Für die Gemeinden mit Tupi-Guarani-Ursprung war Yerba Mate praktisch ein Geschenk der Götter. Wie die Legende sagt, wurde Yerba Mate der Tochter eines abgelegenen Jägers übergeben, der sich von seinem Stamm entfernt hatte, um die Gaben seiner Tochter zu schützen. Eines Tages kamen die Mondgöttin Yasí und die Wolkengöttin Araí, um die Erde zu besuchen. Sie wurden von einem Jaguareté (einem Jaguar) angegriffen und konnten nur dank der Hilfe des abgelegenen Jägers überleben, der sie dann nach Hause brachte, um seine Tochter und seine Frau zu treffen. Als die beiden Göttinnen ankamen, bot die Tochter des Jägers, Yarí, ihnen schnell das letzte Stück ihres Maiskuchens an. Die beiden Göttinnen schätzten die Geste sehr und als eine Form der Vergeltung kam die Mondgöttin Yasí eines Nachts zu Yaris Träumen, um ihr ein Geschenk zu machen. Yasí gab der Tochter eine Pflanze namens 'caá', die die Familie nie mehr einsam fühlen lassen würde und die für alle Menschen ein Symbol der Freundschaft sein sollte. Sie sagte Yarí, dass sie von nun an die Beschützerin der Pflanze sein sollte und, nachdem sie Yarí beigebracht hatte, wie man das Yerba Mate-Getränk zubereitet, ging sie in Richtung Himmel.

Guarani-Gemeinden rund um die Becken der Flüsse Paraná, Paraguay und Uruguay waren wahrscheinlich die ersten, die den Yerba-Mate nutzten. Es ist jedoch bekannt, dass diese Gemeinschaften diese Kräuter auch mit anderen Gemeinschaften von den Inkas und den Mapuches austauschten. Sie alle würden im Yerba-Mate eine Energie- und Gesundheitsquelle sehen und, wie der Mythos sie gelehrt hatte, ein Symbol der Freundschaft. Der Yerba-Mate sollte immer in gemeinsamen Kreisen betrunken sein, um die Freundschaft zu ehren, die er symbolisierte.

Der Yerba-Mate kämpft

Als die Spanier in die Tupi-Guarani-Gemeinden einfielen, brach die Yerba-Mate Kultur plötzlich zusammen. Die Jesuiten, die in die Regionen kamen, in denen es am reichlichsten wuchs, waren zu dem Schluss gekommen, dass das Kraut ein Symbol des Teufels war und dass alle, die es nahmen, bestraft werden sollten. Diejenigen der indigenen Stämme würden 100 Peitschen erleiden, wenn sie beim Trinken des Krauts erwischt würden, während diejenigen europäischer Abstammung eine Geldstrafe von 100 Pesos zahlen sollten. Nach zwei Jahrzehnten mit solchen Vorschriften nahm der Verbrauch des Krauts jedoch nicht ab. Im Gegenteil, es schien zugenommen zu haben, als die Europäer nun neugierig waren, dieses teuflische Kraut zu probieren. Als die Jesuiten erkannten, dass das Kraut und seine Kultur nicht abgeschafft werden konnten, beschlossen sie, die Politik grundlegend zu ändern. Von da an erlaubten sie nicht nur den Verzehr des Krauts, sondern begannen auch, es zu kommerzialisieren.

Zu diesem Zeitpunkt wurde Yerba Mate ein Unternehmen und zum ersten Mal wurde sein Wachstum domestiziert. Die Jesuiten wurden zu bedeutenden Händlern des Krauts und hielten ihr Monopol aufrecht, bis sie 1768 gezwungen waren, Südamerika zu verlassen. Von da an übernahmen andere europäische Einwanderer die Produktion und den Export des Krauts, die bis heute andauern. Derzeit ist Argentinien der größte Exporteur von Yerba Mate, gefolgt von Brasilien und Paraguay.

Der Yerba-Mate widersetzt sich

Trotz der plötzlichen Kommerzialisierung des Krauts und der Versuche, die damit verbundene Kultur zu brechen, wird Yerba Mate immer noch massiv von Menschen in den Regionen konsumiert, in denen die Tupi-Guarani das Kraut zum ersten Mal probierten. Um eine Idee zu haben, eine Person in Uruguay verbraucht durchschnittlich 8 kg Yerba Mate pro Jahr! In Uruguay wird das Kraut auch beim Radfahren getrunken, wobei sowohl die Tasse mit dem Kraut als auch die Wassergallone auf den Händen gehalten werden. Die Gewohnheit, das Kraut einzeln zu trinken, ist in den anderen Ländern, in denen die Yerba-Mate-Kultur noch vorhanden ist, nicht so verbreitet. In ganz Argentinien, Paraguay, Bolivien und Südbrasilien ist der Mythos des Caá Yarí immer noch präsent und wird geehrt. Wie für mich ist es in diesen verschiedenen Ländern immer noch eine Frage des Teilens und der Freundschaft, Yerba Mate zu trinken.

Yerba Mate gesundheitliche Vorteile

Die Yerba-Mate-Pflanze wurde erstmals 1819 vom französischen Naturforscher Augustine Saint-Hilaire klassifiziert, der sie Ilex paraguariensis nannte. Seit seiner Klassifizierung wurden viele Studien zu seinen Eigenschaften durchgeführt. Nach dem Wissen der Tupi-Guarani wollten Forscher in der Wissenschaft die energetisierenden und revitalisierenden Eigenschaften der Pflanze untersuchen. Bisher scheinen alle Studien darauf hinzudeuten, dass die Pflanze tatsächlich ein Gesundheitsförderer sein kann, wenn es um ihre Eigenschaften geht. Zum Beispiel ist Yerba Mate bekanntermaßen reich an Antioxidantien mit einer Antioxidationskraft, die etwas höher ist als die von grünem Tee. Darüber hinaus wurde vorgeschlagen, dass Yerba Mate bei der Verbrennung von Körperfett helfen kann. Studien haben gezeigt, dass 1 Kapsel Yerba Mate vor dem Training dazu führt, dass 24% mehr Fett verbrannt wird. Es kann auch gegen Infektionen helfen, das Immunsystem stärken und den Blutzuckerspiegel sowie das Risiko von Herzerkrankungen senken.

Yerba Mate: Wie nehme ich das?

Typischerweise kann Yerba Mate auf zwei Arten konsumiert werden: gemischt mit heißem Wasser oder gemischt mit kaltem Wasser. Zurück in Brasilien heißt die Mischung aus Mate und kaltem Wasser Tereré (was ich während meiner Erziehung hatte) und die Mischung aus Mate und heißem Wasser heißt Chimarrão. Tereré wird normalerweise in wärmeren Regionen getrunken, während Chimarrão normalerweise in kühleren Regionen getrunken wird. Wenn das Getränk mit heißem Wasser zubereitet wird, muss der Hersteller sicherstellen, dass das Wasser nicht kocht oder Temperaturen über 85 Grad Celsius erreicht, da dies die Solvabilitätskraft des Getränks beeinträchtigen würde.

Abgesehen davon, dass nur das Kraut mit Wasser gemischt wird, können einige dem Getränk zusätzliche Zutaten hinzufügen. In meiner Region zum Beispiel ist es üblich, dass Menschen der Mischung etwas Zitrone und Zucker hinzufügen, da das Kraut manchmal etwas zu bitter schmeckt. In Argentinien hingegen ist es manchmal üblich, überhaupt kein Wasser hinzuzufügen, sondern stattdessen verschiedene Arten von Saft oder sogar heiße Milch zu verwenden. In einigen Fällen können Menschen sogar eine Grapefruit anstelle einer Tasse verwenden, um dem typischen Rezept zusätzlichen Geschmack zu verleihen. In diesem Fall wird ein Loch in die Grapefruit gemacht, in das das Kraut gesteckt und das Wasser gegossen wird. Verschiedene Regionen werden immer leicht unterschiedliche Methoden zur Vorbereitung von Yerba-Mate haben, und die Verfahren werden immer Gegenstand von Debatten sein, wenn sich Menschen aus verschiedenen Regionen treffen, um sich in einem Yerba-Mate Kreis zu engagieren. Was am Ende jedoch wirklich zählt, ist das Prinzip des Teilens, bei dem viele zusammenkommen, um aus dem Yerba Mate Cup zu trinken.

Bombilla was?

Für ein typisches Yerba-Mate-Erlebnis ist auch eine Bombilla erforderlich. Die Bombilla ist ein Metallstrohhalm, der an einem seiner Enden einen eigenen Filter hat. Normalerweise füllt man bei der Zubereitung des Yerba Mate Drinks ¾ einer Tasse mit Yerba Mate und füllt den Rest mit Wasser. Vor dem Gießen des Wassers wird der Mate in der Tasse geschüttelt und die Tasse mit einer Neigung von 45 Grad aufgestellt. Die Neigung sollte zur Bildung eines Bereichs in der Tasse führen, in dem nicht viel Kraut vorhanden ist. In dieser leeren Region wird das Wasser gegossen. Nach dem Eingießen des Wassers und einigen Sekunden Wartezeit wird die Bombilla in die Region eingesetzt, in der es weniger Kräuter gibt. Die Idee ist, dass Sie von diesem Punkt an die Bombilla nicht mehr viel bewegen und die Tasse nach Bedarf weiter mit Wasser füllen.

Das Geheimnis der Yerba-Mate ist die Musik

Eine gute (aber optionale) Ergänzung zu einem Yerba-Mate Kreis ist eine Gitarre und einige willige Stimmen. Die Anzahl der Personen, die sich den Mate teilen, ist nicht vorbestimmt. Ob nur Sie und ein anderer Freund, oder die gesamte Nachbarschaft, der Yerba-Mate Kreis lässt Sie garantiert Ihre Gedanken ausströmen, lachen und einige dringend benötigte Momente nachdenklicher Stille erleben.

Deutsche Übersetzung: Bent

Luna Bachelor in Naturwissenschaften mit Erfahrung im Bereich psychoaktive und medizinische Pflanzen. Autorin von Inhalten, Forscherin und Anthropologie-Enthusiastin.

Luna wurde in Brasilien geboren, im Herzen der Pantanal-Region, wo drei verschiedene Biome und viele indigene Kulturen aufeinandertreffen. Sie war sich schon immer der verschiedenen Lebensweisen bewusst. Ihre Mission ist es, so viele verschiedene Lebensweisen wie möglich zu erforschen und diese Vielfalt zu feiern, wo immer sie hingeht.

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